NABU-Woldenhof nimmt Weidetiere für Ausweitung Weidehaltung auf

Förderung der Wiesenvögel: Ökologische NABU-Station Ostfriesland vermittelt Weidetiere von abgebenden zu aufnehmenden Betrieben

Wiegboldsbur / Barstede. – Ein neues Zuhause für die Sommermonate haben jetzt 25 Rinder aus Tergast auf den Weiden des NABU-Woldenhof in den Barsteder Meeden gefunden. Sie sind Teil einer Strategie, die Weidehaltung in den Brutgebieten der Kiebitze, Uferschnepfen, Brachvögel und Rotschenkel zu deren Förderung wieder auszuweiten. Aber auch die abgebenden landwirtschaftlichen Betriebe profitieren davon.

 

„In einer zusammen mit dem Landvolk durchgeführten Befragung landwirtschaftlicher Betriebe sind wir den Gründen für die stark rückläufige Weidehaltung auf den Grund gegangen. Die Idee des Einsatzes dieser so genannten Pensionstiere war ein Ergebnis davon.“ sagt Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF). Den größer werdenden Milchviehbetrieben falle es arbeitsökonomisch immer schwerer, die Weidehaltung selbst für das Jungvieh wegen der erforderlichen regelmäßigen Kontrollen sowie der mit der Weidehaltung verbundenen Risiken selbst vorzunehmen. „Wenn sie denn noch durchgeführt wird, erfolgt diese zudem eher auf hofnahen Weiden, aber immer seltener in den abgelegenen Weiden der Meeden.“ bedauert Michael Steven. Denn vor allem dort seien die verbliebenen Wiesenvogelbrutgebiete. Neben der Arbeitsentlastung für die abgebenden Betriebe sei die Entlastung des Düngekontos ein entscheidendes Argument für die Betriebe: „Durch die Abgabe von nicht in der Milchproduktion stehenden Tieren wird das Düngekonto entlastet. Dank der Entlastung können mehr produktive Tiere gehalten werden, so dass dies zu einem wirtschaftlichen Vorteil für die Betriebe wird.“ Vor dem Hintergrund von zwei Dürrejahren und Mäuseplage sei aktuell auch wegen des Futtermangels eine zusätzliche hohe Nachfrage nach vorübergehenden Abgabemöglichkeiten von Tieren entstanden, erläutert Michael Steven weiter.

 

Vorteile sieht Uwe Betten, Geschäftsführer des NABU-Woldenhof, auch für den aufnehmenden Betrieb: „Für uns reduzieren sich wegen stark vergeringertem Maschineneinsatz die Erntekosten erheblich.“  Für den Einsatz eigener Tiere reichten die Rinderbestände des NABU-Woldenhofs wegen nicht ausreichender Stallkapazitäten aber nicht aus. „Wir freuen uns über die Win-Win-Situation: wir bekommen eine höhere Effizienz der Bewirtschaftung und können dadurch einen ökologischen Mehrwert auf den Flächen generieren. Und die landwirtschaftlichen Betriebe bekommen gegen einen kleinen Obulus Entlastung in schwierigen Zeiten.“ erläutert der gelernte Landwirt.

 

Welche Effekte die Wiedereinführung der Weidehaltung nach vielen Jahren ausschließlich extensiver Bewirtschaftung durch Mahd hatte, konnten die Ornithologen (Vogelkundler) der ÖNSOF bereits seit einigen Jahren auf Woldenhof-Flächen in den Barsteder Meeden dokumentieren: Nachdem sich in all den Jahren extensiver Mähwirtschaft kaum ein Vogel zur Brut auf den Flächen gezeigt hatte, zogen schon im Jahr nach Wiedereinführung der Beweidung die ersten Wiesenvögel in die Flächen ein. „Inzwischen haben wir auf den Weideflächen wieder einen Bestand an Kiebitzen, Uferschnepfen, Rotschenkeln, Brachvögeln, Wiesenpiepern und Feldlerchen, der sich sehen lassen kann.“ hebt Michael Steven nicht ohne Stolz hervor. Dies Schlüsselerlebnis sei ein Auslöser dafür gewesen, die Weidehaltung zu fördern und nach Wegen für eine weitere Ausweitung in den Wiesenvogelbrutgebieten zu suchen. „Ohne Weidehaltung keine Wiesenvögel.“ ist das Fazit des für die ÖNSOF tätigen Biologen.

 

Landwirtschaftlichen Betrieben, die mangels nicht genügend eigenem Weidevieh ebenfalls Pensionstiere aufnehmen könnten, bietet die ÖNSOF Beratung und Unterstützung bei der Vermittlung von Tiere abgebenden Betrieben an. Melden können sich bei der ÖNSOF aber auch Betriebe, die den Kontakt zu einem aufnehmenden Betrieb suchen (Tel. 0172-5146633, michael.steven@NABU-Station-Ostfriesland.de).

 

Hintergrund:

Die Ökologische NABU-Station Ostfriesland unterstützt die Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden bei Aufgaben der Vor-Ort-Gebietsbetreuung von Schutzgebieten. Für diese Arbeit wird der NABU Niedersachsen als Träger der Ökologischen Station durch das Land Niedersachsen gefördert. Grundlage der Förderung ist seit dem Jahr 2018 eine Kooperationsvereinbarung mit den Landkreisen bzw. der Stadt Emden sowie die einvernehmliche Abstimmung der Arbeitspläne. Der Sitz der Ökologischen NABU-Station befindet sich in 26624 Südbrookmerland OT Wiegboldsbur.

 

Für Rückfragen:

Michael Steven, Leiter Ökologische NABU-Station Ostfriesland, Tel.: 0172-5146633, E-Mail: michael.steven@NABU-Station-Ostfriesland.de

 

 

Uwe Betten, Geschäftsführer NABU-Woldenhof, Tel.: 0170-6363817, E-Mail: uwe.betten@nabu-woldenhof.de

 

 

 

Meldung vom 19.05.2020