Gehölzarbeiten am Großen Meer: Seltene Nasswiesen-Lebensraumtypen im Fokus

Erste Umsetzungsmaßnahmen im EU-geförderten Projekt des NABU Niedersachsen

Forlitz-Blaukirchen. – Erste Maßnahmen zur Förderung der extrem seltenen „Artenreichen Pfeifengraswiesen“ bringt jetzt der NABU Niedersachsen am Großen Meer zur Umsetzung. Auf den Flächen mit Pfeifengraswiesen, auf denen teilweise über Jahrzehnte keine Bewirtschaftung und Pflege mehr erfolgt war, haben sich unter anderem Gehölze ausgebreitet. Auf der Grundlage eines mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Aurich, der Domänenverwaltung des Landes Niedersachsen als Eigentümer, sowie dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) abgestimmten Konzeptes werden die Gehölze nun durch eine beauftragte Fachfirma bis Ende Februar entnommen.

 

Bei den „Artenreichen Pfeifengraswiesen“ handelt es sich um einen sogenannten Lebensraumtyp, zu dessen Erhaltung das Große Meer mit den umgebenden Arealen unter anderem als europäisches Schutzgebiet (Flora-Fauna-Habitat-Gebiet) ausgewiesen wurde. „Es handelt sich bei den Wuchsorten um meist wechselnasse und in der Regel noch nie gedüngte Wiesenstandorte.“ erläuterte Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF). Diese sehr nährstoffarmen Wiesen zeichneten sich durch einen großen Reichtum an heute überaus seltenen und zumeist stark bestandsgefährdeten Pflanzenarten sowie einem attraktiven Blühangebot für blütenbesuchende Insekten aus. Der Lebensraumtyp ist in Niedersachsen inzwischen extrem selten und von der vollständigen Vernichtung bedroht, so der Biologe. Die Umgebung des Großen Meeres gehört heute zu den ganz wenigen Gebieten in Niedersachsen, in denen dieser Wiesentyp noch in nennenswertem Umfang verbreitet ist.

 

Um die Vorkommen der „Artenreichen Pfeifengraswiesen“ sowie weitere seltene Nasswiesentypen zu erhalten, ihren Zustand zu verbessern und um frühere Wuchsorte zu reaktivieren, hat die ÖNSOF ein der Umsetzung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen dienendes Projekt entwickelt. Dem NABU Niedersachsen als Projektträger wurden dafür bereits im Jahr 2020 EU-Fördermittel vom Land Niedersachsen und weitere Fördermittel durch den Landkreis Aurich bewilligt. Bis Ende des Jahres 2022 sollen Beeinträchtigungen für die Wiesen beseitigt, aus der Nutzung gefallene Wiesen wieder in eine angepasste Bewirtschaftung genommen und hinsichtlich der Artenvielfalt verarmte, aber geeignete Wiesenstandorte z.B. durch Mahdgut-Übertrag wieder mit den charakteristischen Arten angereichert werden. „Die nun anstehende Gehölzentfernung soll als erster Schritt dafür sorgen, dass die ehemaligen Wiesen-Standorte nicht mehr beschattet und wieder einer zielführenden Nutzung zugeführt werden können.“, betonte Landschaftsarchitekt Uwe Gerhardt vom Auricher Büro für Landschaftsplanung und Umweltentwicklung, das mit der Projektleitung beauftragt wurde.

 

Hintergrund

Die Ökologische NABU-Station Ostfriesland unterstützt die Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden bei Aufgaben der Vor-Ort-Gebietsbetreuung von Schutzgebieten. Für diese Arbeit wird der NABU Niedersachsen als Träger der Ökologischen Station durch das Land Niedersachsen gefördert. Grundlage der Förderung ist seit dem Jahr 2018 eine Kooperationsvereinbarung mit den Landkreisen bzw. der Stadt Emden sowie eine einvernehmliche Abstimmung der Arbeitspläne. Der Sitz der Ökologischen Station befindet sich in Wiegboldsbur.

 

Die Projektentwicklung für das EELA-Projekt wurde im Rahmen der Landesförderung für die Gebietsbetreuung vorgenommen. Im Rahmen der Gebietsbetreuung begleitet die ÖNSOF auch die praktische Umsetzung der Maßnahmen, um sie mit anderen Fragestellungen der Gebietsbetreuung zu verzahnen.

 

Für die vegetationskundliche Fachexpertise und wissenschaftliche Begleitung der Maßnahmen wurden die Biologen Dr. Dierk Kunzmann (Institut für Landschaftsökologie und Consulting, Wiefelstede) und Petra Wiese-Liebert (Büro für ökologische Fachgutachten und Umweltplanung, Aurich) beauftragt.

 

 

Das Projekt hat ein Fördervolumen von 484.862,64 Euro. Davon wurden 80% unter Einsatz von EU-Fördermitteln im Rahmen des Förderprogramms „Erhaltung und Entwicklung von Lebensräumen und Arten“ (EELA) durch das Land Niedersachen bewilligt. Weitere 20% steuert der Landkreis Aurich zur Projektfinanzierung bei.

 

Für Rückfragen:

 

Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland, Tel.: 0172-5146633, E-Mail: Michael.Steven@NABU-Station-Ostfriesland.de

 

Meldung vom 11.02.2021