Artenreiche Pfeifengraswiesen

Biologische Vielfalt und Blütenpracht nährstoffarmer Niederungen

Die Ökologische NABU-Station Ostfriesland hat es sich zur Aufgabe gemacht, die hochgradig bedrohten "Artenreichen Pfeifengraswiesen" im Betreuungsgebiet vor dem vollständigen Verschwinden zu retten. Es handelt sich um einen so genannten FFH-Lebensraumtyp, für den ein besonderer Schutz der Europäischen Union gilt. Für die FFH-Gebiete "Großes Meer und Loppersumer Meer" sowie "Ewiges Meer" war der Lebensraumtyp einer der Gründe, weswegen die Gebiete Bestandteil des Europäischen Naturerbes NATURA 2000 wurden. Dennoch hat dies nicht ausgereicht, um den weiteren Niedergang dieser einst das Landschaftsbild in vielen Gegenden Ostfrieslands prägenden blumenreichen Feuchtwiesen zu verhindern.  Dennoch hat Ostfriesland in Niedersachsen den größten Anteil dieses Lebensraumtyps zu bieten. Schwerpunktvorkommen finden sich im FFH-Gebiet Fehntjer Tief-Niederung und im Vogelschutzgebiet "Ostfriesische Meere".

 

Die Wiesen sind gekennzeichnet durch ihre oberflächennahen, nur wenig schwankenden Bodenwasserstände, ihre Nährstoffarmut, eine Bewirtschaftung mit einer späten Mahd und durch mineralienreiche Grundwasserströme, die eine Versauerung der Flächen verhindern. Sind diese Merkmale vorhanden, suchen die Wiesen hinsichtlich ihres Blütenreichtums  in Ostfriesland ihres gleichen. Charakteristisch und für die Abgrenzung von anderen Wiesentypen in Ostfriesland von Bedeutung sind insbesondere die Vorkommen der Englischen Distel (Cirsium dissectum) und des Teufelsabbiss (Succisia pratensis). Aber auch viele weitere für die Insektenwelt der Wiesen wichtige Blütenpflanzen wie Sumpfläusekraut, Waldläusekraut, Lungenenzian oder Sumpfveilchen finden sich in diesen Wiesen.

 

Für das Vogelschutzgebiet "Ostfriesische Meere" sowie die FFH-Gebiete "Ewiges Meer" und "Ochsenweide, Schafhauser Wald und Feuchtwiesen bei Esens" hat die Ökologische NABU-Station Ostfriesland mit einer Bestandsaufnahme begonnen, die eine Kartierung der Pflanzenarten  und -zusammensetzung sowie Bodenuntersuchungen und Untersuchungen zum Wasserhaushalt der Fläche umfassten. Der Oldenburger Botaniker Dr. Dierk Kunzmann führte diese für die Ökologische NABU-Station durch. Erste Sofortmaßnahmen zur Sicherstellung einer angepassten Bewirtschaftung sowie zur Wiederaufnahme der Mahd brach gefallener Wiesen wurden durchgeführt. Weitere Maßnahmen sollen Verbesserungen im Wasserhaushalt, die Entfernung von Müll, die Minderung von Nährstoffeinträgen und die Übertragung von Mähgut von artenreichen Spenderflächen auf verarmte Empfängerflächen werden.