Neues Beweidungsprojekt: Ziegen haben nichts zu meckern

Naturdenkmal Krötenkuhle wird durch Vierbeiner offengehalten

 

Sie machten sich ein Bild von der neu zur Landschafts- und Biotoppflege eingerichteten Ziegenbeweidung im Naturdenkmal Krötenkuhle: v.l.n.r. Michael Steven, Jenny Scharf, Wiebke Seedorff und Andreas Wolf.“ (Bildautor: Finn Thomßen/ÖNSOF)

 

Aurich-Brockzetel. – Etwa zwanzig Thüringer Waldziegen haben ihr neues Zuhause auf dem Gelände des Naturdenkmal Krötenkuhle bei Brockzetel bezogen. Davon konnte sich jetzt Andreas Wolf, Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreis Aurich ein Bild machen. „Die Tiere haben nichts zu meckern.“ stellte er schmunzelnd, aber zufrieden fest. Die Beweidung mit den Ziegen wurde mit Fördermitteln des Landkreis Aurich durch die Ökologische NABU-Station Ostfriesland eingerichtet, nachdem bereits zu Beginn des Jahres 2020 vom NLWKN im Rahmen des LIFE-Projektes „Atlantische Sandlandschaften“ Gehölzarbeiten zur Wiederherstellung des offenen Charakters der ehemaligen Sandgrube beauftragt worden waren. Die Ziegen sollen nun den offenen Charakter und damit die hohe ökologische Wertigkeit des Naturdenkmalgeländes erhalten helfen. Halter der Ziegenherde ist der NABU-Woldenhof.

 

„Die Ziegenherde ist Anfang Mai vom NABU-Woldenhof neu für den Einsatz in der Biotop- und Landschaftspflege im Naturdenkmal Krötenkuhle sowie einer weiteren Biotopfläche im Osteregelser Moor aufgebaut worden“, erläuterte Wiebke Seedorff, Mitarbeiterin des Woldenhof. Betreut werden die Tiere von Jenny Scharf. Auf ihrem Buchenwall-Hof in Tannenhausen züchtet sie selber seit Jahren eine seltene Ziegenrasse, die Anglo Nubier. Als erfahrene Ziegenhalterin unterstützt sie nun den Woldenhof durch die Übernahme der täglichen Tierkontrollen. Sie hat die knapp ein halbes Jahr alten Ziegen bereits in ihr Herz geschlossen – und die Ziegen sie: „Das könnte aber auch an den Leckereien liegen, die ich ihnen immer mitbringe.“ sagt sie mit einem Lachen und kann sich dabei kaum der sie bedrängenden Vierbeiner erwehren.

 

Bekannt ist das Naturdenkmal Krötenkuhle wegen der dort an der Hauptstraße seit Jahrzehnten regelmäßig aufgestellten Krötenzäune, die Erdkröten, Molchen und anderen Amphibien auf dem Weg zu den Laichgewässern eine gefahrlose Überquerung der Straße ermöglichen sollen. Doch hat der Biotopkomplex mehr zu bieten als einen großen Amphibienbestand. „Hier wurden zahlreiche stark gefährdete Pflanzenarten festgestellt.“ betont Andreas Wolf. Sie benötigten überwiegend sehr nährstoffarme Standortverhältnisse, wie sie die Krötenkuhle noch aufweise. Doch gerade die Arten, die das Biotop aus landschaftsökologischer Sicht besonders wertvoll machen, hatten zwischenzeitlich mit der seit der Unterschutzstellung in den 1990er Jahren erfolgten Gehölzentwicklung, der darauf folgenden Verschlammung der Gewässer sowie mit dem Fischbesatz einen schweren Stand. Hinzu kam, dass sich mit dem Japanischen Staudenknöterich und der Herkulesstaude gleich zwei Neophyten in den geschützten Flächen ausbreiten und heimische Arten verdrängen. Dies war Auslöser für die ÖNSOF, in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde ein Pflege- und Entwicklungskonzept auszuarbeiten und nach und nach umzusetzen. „Die nun begonnene Ziegenbeweidung ist ein zentraler Baustein des Konzeptes.“ erläutert Michael Steven, Leiter der ÖNSOF. „Die Ziegen sollen stark wüchsige Pflanzenarten zurückdrängen und dafür konkurrenzschwachen Arten Lebensraum erhalten oder sogar neu schaffen.“ Dabei mache man sich die besonderen Vorlieben der Ziegen für Laub, Zweige, Rinde und wuchsstarke Kräuter zu Nutze, so Michael Steven weiter. Das Ergebnis der Beweidung werde dabei mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Die ÖNSOF wird ein Monitoring der Entwicklung gefährdeter Pflanzenarten sowie der Amphibienbesiedlung vornehmen. Nach zunächst drei Jahren soll eine Zwischenbilanz gezogen werden.

 

Hintergrund

Die Ökologische NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF) unterstützt die Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden bei Aufgaben der Vor-Ort-Gebietsbetreuung von Schutzgebieten. Für diese Arbeit wird der NABU Niedersachsen als Träger der Ökologischen Station durch das Land Niedersachsen gefördert. Grundlage der Förderung ist seit dem Jahr 2018 eine Kooperationsvereinbarung mit den Landkreisen bzw. der Stadt Emden sowie eine einvernehmliche Abstimmung der Arbeitspläne. Der Sitz der Ökologischen Station befindet sich in Wiegboldsbur. 

 

Für Rückfragen:

 

Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland, Tel.: 0172-5146633, E-Mail: Michael.Steven@NABU-Station-Ostfriesland.de

 

Meldung vom 04.06.2021