FFH-Gebiet Kollrunger Moor und Klinge

Ein Rest der ostfriesischen Zentralmoore

Das Gebiet steht als NSG Kollrunger Moor mit einer Größe von 279 ha seit dem Jahr 2007 unter Naturschutz. Es liegt auf der Grenze zwischen den Landkreisen Aurich und Wittmund. Die beiden Teilgebiete Kollrunger Moor und Klinge bilden den Rest eines ursprünglich nahezu durchgängigen, von Nord nach Süd verlaufenden Hochmoorkomplexes, den ostfriesischen Zentralmooren. Trotz der Verinselung der verbliebenen Moorreste sind das Kollrunger Moor und das inzwischen aus dem Torfabbau entlassene NSG "Klinge" wichtige Bindeglieder in einer Reihe von Moorgebieten, die noch einen ökologischen Verbund bilden können.

 

Doch auch dem Kollrunger Moor haben Torfabbau - teils industriell betrieben, teils in Handtorfstichbetrieb  - sowie die Entwässerung schwer zugesetzt. Insbesondere für die nicht abgetorften Hochmoorflächen ist es sehr schwer, wieder einen für Hochmoore typischen Wasserhaushalt herzustellen. Gleichwohl beherbergen vor allem die nicht abgetorften Flächen nach wie vor die größten Vorkommen typischer Moorpflanzenarten.  Leichter mit der Wiederbesiedlung der wiedervernässten Abtorfungsflächen hat sich die für Moordegenerationsstadien und Moorränder typische Tierwelt getan. Der Moorfrosch hat neue Gewässer zum Laichen gefunden, was  auch der im Moor noch vorkommenden Kreuzotter zusätzliche Nahrung bringt. Auch verschiedene Moorlibellenarten haben die dystrophen Stillgewässer wieder besiedelt. Neben Bekassine und Kranich sind heute auch Blaukehlchen, Schwarzkehlchen und Ziegenmelker Bestandteile der Lebensgemeinschaft. Hervorgetan hat sich das Gebiet auch bei der Untersuchung der Nachtfalter: eine Reihe hochgradig gefährdeter Arten - darunter eine Reihe Moorspezialisten - konnten durch die ÖNSOF nachgewiesen werden.

 

Unter den Schutz des europäischen NATURA 2000-Netzwerks ist das Kollrunger Moor wegen seiner bedeutenden Vorkommen der FFH-Lebensraumtypen "Dystrophe Seen und Teiche", "Noch renaturierungsfähige degradierte Hochmoore", "Übergangs- und Schwingrasenmoore", "Torfmoor-Schlenken" und " Moorwälder" gekommen. Ihr Bestand ist aber keineswegs gesichert: Tiefe Gräben umgeben das Schutzgebiet und innerhalb des Gebietes konnten bislang wegen des vom Torfabbau zerklüfteten Geländes keine Wiedervernässungen stattfinden, so dass die natürlichen Prozesse der Waldbildung längst eingesetzt haben. Ohne Gegenmaßnahmen wird das Moor zu einem reinen Moorwald mit ausgedünnter Artengemeinschaft werden.

 

Im Zuge der Unterstützung der Gebietsbetreuung durch die Ökologische NABU-Station Ostfriesland wird es darauf ankommen, die Fortschreibung der Managementplanung weiterhin durch das Aufspüren der für moortypische Artenvielfalt bedeutsamen Stellen zu begleiten: So sehr die Lebensräume eine Wiedervernässung benötigen, so sehr können sie gegenüber zu schnell erfolgenden Veränderungen mit dem Aussterben reagieren. Dies kann für seltene Pflanzenarten der Fall sein, wenn sie plötzlich überstaut werden oder bei der Kreuzotter, wenn von einem Jahr auf das andere ihre Winterquartiere unter Wasser stehen. Für die Umsetzung der Managementmaßnahmen ist dann auf den landeseigenen Flächen die Staatliche Moorverwaltung zuständig. Bei den nachfolgenden Erfolgskontrollen und beim Monitoring des Gebietes könnte dann wieder die Ökologische Station tätig werden. In Kooperation mit der über weitere umfangreiche Eigentumsflächen verfügenden Gemeinde Friedeburg werden darüber hinaus Wiedervernässungsmaßnahmen im Hochmoorgrünland im Gespräch.