Wiesenvogelschutz: NABU beschafft Erntetechnik für Nasswiesenstandorte

Vorführung für Naturschutzfachleute im Vogelschutzgebiet

25.10.2017 - Nach mehrjähriger Vorbereitung präsentierte die Ökologisch NABU-Station Ostfriesland jetzt gemeinsam mit dem NABU-Woldenhof die neue, an den Einsatz auf nassen Wiesen angepasste Erntetechnik bei einem Ortstermin im Vogelschutzgebiet „Ostfriesische Meere“. Geladen waren Vertreter von Naturschutzbehörden, Gemeinden, Stiftungen, Verbänden und verschiedener Naturschutzeinrichtungen. Angeschafft werden konnten die Maschinen durch den NABU Niedersachsen mit dem Ziel der Stärkung der Wiesenvogelbestände Dank der Förderungen durch das Land Niedersachsen  und der EU und zweier regionaler Naturschutzstiftungen.

 

Den Erläuterungen des Leiters der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland, Michael Steven, zu Folge war der Auslöser für das Projekt die Feststellung, dass es insbesondere auf vielen Flächen in den Vogelschutzgebieten zunehmend zu einem Problem wurde, die für die Besiedlung durch Uferschnepfe, Kiebitz und Co. erforderliche Kurzrasigkeit der Wiesen und Weiden zum Ende der Vegetationsperiode zu erreichen. Nach häufigen Niederschlägen im Spätsommer und Herbst, wie wir sie dieses Jahr besonders stark erleben, sei vielfach eine Aberntung des Aufwuchses mit den normalen landwirtschaftlichen Maschinen nicht mehr möglich gewesen. Die Wiesenvögel hätten dies mit ihrem Ausbleiben oder einer Umsiedlung auf andere Flächen quittiert. Daher habe die Ökologische NABU-Station für den NABU Niedersachsen das Projekt der Beschaffung von an die nassen Wiesenstandorte angepasste Maschinen vorbereitet und in enger Kooperation mit dem NABU-Woldenhof  jetzt zur Umsetzung gebracht. Der NABU-Woldenhof setze die Maschinen insbesondere auf den betriebseigenen Flächen ein, die häufig aufgrund von Auflagen mit hohen Bodenwasserständen ausgestattet seien und deren Bewirtschaftung daher immer eine Herausforderung sei, so Michael Steven. Auf Anforderung durch Naturschutzbehörden, Gemeinden oder den Bewirtschaftern nasser Wiesenstandorte selbst, können diese beim NABU-Woldenhof die Maschinen aber auch zum Selbstkostenpreis anfordern.

 

Bei der Vorführung in den Barsteder Meeden kam die aus Schlepper, Frontmähwerk und Ballenpresse bestehende Erntetechnik auf einer aus Naturschutzsicht besonders wertvollen Nasswiese zum Einsatz. Uwe Betten, Geschäftsführer und Landwirtschaftlicher Leiter des NABU-Woldenhof, erläuterte den Teilnehmern die Besonderheiten der Maschinen und stellte sie danach im praktischen Einsatz vor. Beeindruckt zeigten sich die Naturschutzfachleute von der nahezu spurenfreien Erntearbeit auf der NABU-Wiese. Ermöglicht werde diese nach den Worten von Uwe Betten vor allem durch das vergleichsweise geringe Gewicht der Maschinen, einer besonders breiten Bereifung und die Kombination mehrerer Arbeitsprozesse in einem Arbeitsgang. Dank der Ausrüstung eines bereits vorhandenen Schleppers des NABU-Woldenhofs mit Zwillingsbereifung sei auch die Bergung der Rundballen von den Flächen möglich. Verwertet werden kann das geerntete Material teilweise noch als Futter. In anderen Fällen soll eine Lieferung an Biogasanlagen erfolgen.

 

Ermöglicht wurde das Projekt des NABU Niedersachsen aufgrund einer Förderung mit EU-Fördermitteln in einer Höhe von rund 144.600 Euro, die das Land Niedersachsen auf der Grundlage der EELA-Förderrichtlinie gewährte. Jeweils ein Teil der Kosten in Höhe von insgesamt rund 180.000 Euro konnte dank der Förderungen durch die Irma Waalkes Stiftung sowie der Stiftung Naturschutz Ostfriesland gedeckt werden.

 

Ob die Wiesenvögel den Einsatz zur Verbesserung ihrer Lebensräume mit einer Besiedlung der optimierten Nasswiesen belohnten, sei auch von anderen Faktoren abhängig, betonte Michael Steven. Die Ökologische NABU-Station Ostfriesland werde das Projekt daher mit Erfolgskontrollen durch Bestandserfassungen und Bruterfolgsuntersuchungen begleiten, um gegebenenfalls weitere den Lebensraum der Wiesenvögel verbessernde Maßnahmen ergreifen zu können.

 

Weitere Informationen über das Projekt und die Möglichkeiten zur Anforderung der Erntemaschinen gibt es hier.

 

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 Hintergrund:
Die Ökologische NABU-Station Ostfriesland ist eine vom NABU Niedersachsen getragene  Einrichtung. Ihre Arbeit wird auf der Grundlage eines mit den Landkreisen abgestimmten Konzeptes vom Land Niedersachsen zu 100% gefördert. Die Ökologische NABU-Station unterstützt die Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Aurich und Wittmund sowie die Stadt Emden bei der Vor-Ort-Betreuung von Schutzgebieten des  europäischen NATURA 2000-Netzes sowie beim Schutz bedrohter Arten.

 

Der NABU-Woldenhof ist ein Schulbauernhof und Landschaftspflegehof mit Sitz in Wiegboldsbur. Er wird betrieben von einer gemeinnützigen Träger-GmbH. Geschäftsführer sind Uwe Betten und Roland Morfeld. Der NABU-Woldenhof bewirtschaftet insgesamt mehr als 250 ha Naturschutzfläche in Ostfriesland. Nasses Wiesen- und Weideland nimmt den überwiegenden Anteil der Betriebsflächen ein. Der NABU-Woldenhof verfügt über eine eigenen Fuhrpark an Fahrzeugen und Maschinen. Die jetzt zusätzlich vom NABU Niedersachsen erworbenen Maschinen wurden für den zweckgebundenen Einsatz insbesondere für den Einsatz auf feuchtem und nassem Grünland bereitgestellt. Die Durchführung der Landschaftspflegearbeiten mit den Maschinen erfolgt durch den NABU-Woldenhof.