Investition in die Zukunft der Wiesenvögel: Anschaffung spezieller Erntetechnik

Kurzrasigkeit von Wiesen und Weiden sicher stellen

Die Länge der Pflanzen auf Wiesen und Weiden im Frühjahr ist ein Schlüsselfaktor für die Wahl des Brutareals der Wiesenvögel. Diese Kurzrasigkeit kann in Ostfriesland in der Regel nur dann erreicht werden, wenn die Grasländer im Herbst noch mal gemäht oder beweidet werden. Dass dies insbesondere auf Naturschutzflächen in den vergangenen Jahren oftmals nicht erreicht wurde, liegt an verschiedenen Faktoren:

 

- Die Weidehaltung ging zu Gunsten der Nutzung als Wiese immer mehr zurück

- Auf den weniger produktiven Naturschutzflächen mit Auflagen zu Düngung und erstem Schnitt ist ein später Schnitt nicht mehr rentabel (Heu machen geht auch bei gutem Wetter nur bis Anfang September, bei feuchter Witterung müsste die in der Herstellung viel teureren Silageballen hergestellt werden)

- Viele Naturschutzflächen neigen besonders stark zu vernässen und können dann unter ungünstigen Witterungsbedingungen mit normalen Erntemaschinen nicht mehr befahren werden

- Es scheint einen Klimatrend zu geben, wonach die Sommer und Spätsommer niederschlagsreicher werden. Daher nahm die Häufigkeit der Jahre, in denen Flächen nicht noch mal im Herbst gemäht werden konnten stark zu.

 

Um diesem Trend entgegen zu steuern, hat der NABU Niedersachsen auf Betreiben der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland im Jahr 2017 spezielle Erntemaschinen erworben, die auch auf nassen Standorten ohne das Entstehen von Flurschäden zuverlässig eine Ernte durchführen können. Sie bestehen aus einem leichten und zugleich leistungsfähigen Schlepper mit Zwillingesbereifung, der - mit einem Frontmähwerk und einer besonderen Ballenpresse ausgestattet - in einem Arbeitsgang den Erntevorgang durchführen kann. Die Ballenpresse ist ebenfalls von leichtem Gewicht bei zugleich breiter Bereifung. Sie kann wahlweise Heuballen mit einem Netz gewickelt herstellen oder die Ballen zu Silageballen einwickeln. Bei letzteren ist dann auch ohne Trocknung noch eine Fütterung möglich. Ein Teil der weniger gut nutzbaren Ernteballen soll in Biogasanlagen verwertet werden. Damit das Erntegut auch noch ohne Flurschäden geborgen werden kann, steht ein zweiter mit Zwillingsbereifung ausgestatteter Schlepper mit Frontlader und Heckladevorrichtung zur Verfügung. Auf diese Weise können die Heu- oder Silageballen zu einem Ballentransporter gebracht werden. Dieser ist ebenfalls mit breiter Bereifung ausgestattet.

 

Die Maschinen wurden dem NABU-Woldenhof übergeben, um sie auf den vom NABU-Woldenhof bewirtschafteten Flächen (insgesamt ca. 250 ha) einzusetzen. Der NABU-Woldenhof bewirtschaftet nahezu ausschließlich Flächen mit Naturschutzauflagen, davon rund 100 ha im Eigentum des NABU Niedersachsen.

 

Auch Naturschutzbehörden, Kompensationsflächenbetreibern, Gemeinden und Bewirtschafter nasser Grünländer können die Erntemaschinen für die Pflege ihrer Flächen anfordern. Zum Selbstkostenpreis (Erstattung der laufenden Kosten für den Einsatz) bringt der NABU-Woldenhof sie dann auf den entsprechenden Flächen zum Einsatz. Interessenten können sich direkt an den NABU-Woldenhof (Tel. 04942-990394, info@nabu-woldenhof.de ) oder die Ökologische NABU-Station Ostfriesland wenden.

 

Begleitet wird das Projekt durch ein Monitoring der Besiedlung der mit den Maschinen im Herbst beernteten Flächen, das von der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland durchgeführt wird.

 

Gefördert wurde das Projekt durch das Land Niedersachsen mit Fördermitteln der EU (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums / ELER). Einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung des Gesamtprojektes leisteten auch die Irma Waalkes Stiftung und die Stiftung Naturschutz Ostfriesland.