Wasser - Weidehaltung - Weidepflege

Erfolgsformel soll vermehrt Anwendung bekommen

Engerhafe.  Auf Anregung von Bioland-Bauer Jakobus Müller aus Engerhafe trafen sich jetzt Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreis Aurich und der Ökologischen NABU-Station Münsterland auf der von ihm in den Engerhafer Meeden bewirtschafteten Landkreis-Fläche, um sich ein Bild von dem erfolgreichen Miteinander von Bewirtschaftung und Wiesenvogelschutz zu machen. Die Naturschutzvertreter zeigten sich denn auch beeindruckt von dem selbst jetzt zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt der Brutsaison enormen Vogelreichtum der etwa neun ha großen Fläche. Empfangen wurden sie unter anderem von den Rufen von sechs Kiebitz-, drei Uferschnepfen- und zwei Rotschenkelpaaren, die zurzeit noch nicht flügge Küken führten. Dazu gesellten sich vier in den Weiden brütende Singvogel- und fünf Entenarten.

 

 

 

Als Erfolgsrezept, so Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland, habe sich im Kern die Formel „Wasser – Weidehaltung – Weidepflege“ erwiesen. Eine im Frühjahr erhöhte Wasserstandshaltung mit flachen Wiesenblänken mache die Fläche attraktiv für die Ansiedlung von Uferschnepfen, Kiebitzen, Rotschenkeln und Bekassinen. Die hohen Bodenwasserstände sorgten aber auch für ein verzögertes Einsetzen des Vegetationswachstums, so dass sich die Küken der Wiesenvögel auch im Mai noch problemlos durch die Vegetation bewegen könnten und zugleich bis in den Juni hinein stocherfähige Böden vorfänden. Die bereits im Frühjahr einsetzende und dann bis zum Ende der Vegetationsperiode anhaltende Weidehaltung mit einer an die Aufwuchsmenge angepassten Besatzdichte sorge als zweiter Erfolgsfaktor für strukturreiche, blütenreiche und insbesondere über den Dung der Weidetiere für Wiesenvögel nahrungsreiche Flächen. Zudem scheine von der Beweidung ein gewisser Schutz vor Feinden auszugehen, so Steven: „Der durch die Beweidung geschaffene kleinräumige Wechsel lang- und kurzrasiger Bereiche in der Weide schafft Deckung für die Küken in unmittelbarer Nähe zu den Nahrungsflächen, so dass die Küken von Greifvögeln und Krähen weniger leicht entdeckt werden können.“ Auch scheine es dem Fuchs deutlich schwerer zu fallen, ungestört in den Weiden herumzuschnüffeln, so dass mehr Wiesenvogelgelege und –küken übrig blieben. Der dritte wesentliche Erfolgsfaktor sei die zuverlässige Weidepflege zum Ende der Vegetationsperiode, denn eine hohe Attraktivität für die Wiesenvögel hätten die Flächen nur dann, wenn die Vegetation zu Beginn der Vegetationsperiode kurz wie eine Rasenfläche sei. Damit die Weidepflege gut gelinge, sei die Regulierbarkeit der erhöhten Wasserstandshaltung wichtig, da sonst die Befahrbarkeit zu stark eingeschränkt werde, hob Jakobus Müller ergänzend hervor und betonte: „Biolandbau und Weidehaltung gehören für uns eng zusammen.“

 

 

 

Dorothea Buchholz, Mitarbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreis Aurich, sah in dem erfolgreichen Miteinander ein nachahmenswertes Beispiel für weitere dem Wiesenvogelschutz dienende Naturschutzflächen. Besonders würdigte sie die Bereitschaft der Bewirtschafter des Bioland-Meedehofes,  sich kreativ an wirksamen Lösungen des Wiesenvogelschutzes zu beteiligen, die erhöhte Wasserstandshaltung sicherzustellen und die nach landwirtschaftlichen Maßstäben nicht ideal nutzbare Fläche zu beweiden. „Die Zuverlässigkeit und das Engagement der Landwirte sind das A und O für die erfolgreiche Umsetzung der Schutzziele.“ Das positive Beispiel auf noch vergleichsweise kleiner Fläche in den Engerhafer Meeden mache aber Mut, dass das manchmal unerreichbar erscheinende Ziel eines erfolgreichen Wiesenvogelschutzes doch erreichbar ist. Für die weitere Entwicklung der wichtigen Wiesenvogelschutzgebiete im Landkreis Aurich wünsche sie sich mehr solcher Kooperationen, so Dorothea Buchholz weiter.

 

 

 

Hintergrund der Aktivitäten im Wiesenvogelschutz seitens der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland ist eine bereits 2016 begonnene Förderung des NABU Niedersachsen als Träger der Ökologischen Station für die Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörden bei Aufgaben der Vor-Ort-Gebietsbetreuung von Schutzgebieten durch das Land Niedersachsen. Grundlage der Förderung ist seit dem Jahr 2018 eine Kooperationsvereinbarung, die zwischen dem NABU Niedersachsen und den Landkreisen Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden geschlossen wurde. Die Arbeitspläne der Ökologischen Station werden einvernehmlich abgestimmt.