Neue Technik beim Flussseeschwalben-Monitoring

Drohne gibt störungsarme Einblicke in das Brutgeschehen

 

  • Bild 1: Die Bruterfolgsuntersuchung mit Einsatz einer Drohne führten Rewen Tölge (r.) und Finn Thomsen (l.; Mitarbeiter im Bundesfreiwilligendienst) am Großen Meer gemeinsam durch. (Bildrechte: T. Koerber/ÖNSOF)
  • Bild 3: Vergleich der Luftfotos von der Brutplattform mit herkömmlicher Kameratechnik (links) und mit der Wärmebildkamera (rechts). (Bildrechte: R. Tölge/ ÖNSOF)

 

Wiegboldsbur. – Eine neue Drohne mit Wärmebildtechnik sorgt bei den Ornithologen der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF) für Begeisterung: Mit Hilfe der neuen Technik konnte nicht nur ein genaueres Bild vom Brutbestand der Flussseeschwalben an den mit Brutflößen ausgestatteten Seen erzielt werden. Auch der Bruterfolg ließ sich jetzt damit präzise ermitteln, ohne die Seeschwalben durch das Aufsuchen der Brutflöße zu stören. Beschaffen konnte die ÖNSOF das leistungsfähige Fluggerät Dank einer Förderung durch Postcode-Lotterie, Irma Waalkes Stiftung sowie der Landkreise Aurich und Wittmund. Der Einsatz beim Monitoring der Flussseeschwalben wird aber nicht das einzige Einsatzgebiet bleiben.

 

Bereits im Jahr 2013 wurden auf dem Großen Meer, dem Sandwater und auf mehreren Baggerseen links und rechts der Ems Brutflöße installiert. Die mit einer Kiesschicht bedeckten schwimmenden und mit Ankern festgemachten Plattformen sollen den seltenen Flussseeschwalben verloren gegangenen Brutmöglichkeiten zurückgeben. Einst Brutvögel vegetationsarmer Sandbänke und Inseln in der Ems sowie in anderen Gewässern raubte ihnen der Ausbau des Flusses sowie die fehlende Dynamik in den Gewässern ihre zum Brüten benötigten Lebensräume.

 

Bereits kurz nach der Installation der Brutflöße wurden sie von den Flussseeschwalben, aber auch von Lachmöwen zum Brüten angenommen. Seit 2016 führten ehrenamtliche und hauptamtliche Ornithologen der ÖNSOF das Monitoring und die Erfolgskontrolle durch. Doch ließen sich die Bestände weder durch Beobachtung vom Land noch durch Aufsuchen der Brutflöße hinreichend zuverlässig ermitteln. Denn zur Vermeidung unnötiger Störungen wurde auf ein Betreten der Flöße verzichtet.

 

 

Erstmals konnte nun dieses Jahr die neue Drohnentechnik von Rewen Tölge, Mitarbeiter und Drohnenexperte der ÖNSOF, bei der Bestandserfassung eingesetzt werden. Dabei konnte er im Vergleich zu den mit optischen Geräten aus der Ferne feststellbaren Bestandszahlen überraschend hohe Brutbestände für alle Brutflöße belegen. Bei einem zweiten Kontrollflug kurz vor dem Flüggewerden der jungen Seeschwalben brachte er auch die hochauflösende Wärmebildtechnik zum Einsatz. Während die gut getarnten Küken im normalen Luftbild kaum zu erkennen waren, konnten sie mit der Infrarotkamera mit eigener Wärmesignatur zuverlässig auf dem Kies entdeckt und von den Altvögeln unterschieden werden. Die Ergebnisse zeigten dabei, dass die nur 4 x 6 m großen Brutflöße mit bis zu 20 Brutpaaren Flussseeschwalben und nochmals bis zu 20 Brutpaaren Lachmöwen teilwiese ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben dürften. Trotz der bei der hohen Brutdichte möglichen vermehrten Streitigkeiten erreichten die Brutpaare einen guten Bruterfolg. Die Erfolge mit den Brutflößen geben nun Anlass, zusätzliche Brutflöße in Planung zu nehmen.

 

Hintergrund

 

Die Ökologische NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF) unterstützt die Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden bei Aufgaben der Vor-Ort-Gebietsbetreuung von Schutzgebieten. Für diese Arbeit wird der NABU Niedersachsen als Träger der Ökologischen Station durch das Land Niedersachsen gefördert. Grundlage der Förderung ist seit dem Jahr 2018 eine Kooperationsvereinbarung mit den Landkreisen bzw. der Stadt Emden sowie eine einvernehmliche Abstimmung der Arbeitspläne. Der Sitz der Ökologischen Station befindet sich in Wiegboldsbur.

 

 

Für Rückfragen:

 

Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland, Tel.: 0172-5146633, E-Mail: Michael.Steven@NABU-Station-Ostfriesland.de

 

Meldung vom 06.08.2021