Alte Modelle der Pflege von Wegeseitenstreifen in Barsteder Meeden neu belebt

Gemeinde Ihlow kooperiert mit NABU-Woldenhof zum Wohle des Arten- und Naturschutzes

Barstede. – Die Last zur Chance machen: das erprobt die Gemeinde Ihlow derzeit in einer Zusammenarbeit mit dem NABU-Woldenhof bei der Unterhaltung von Wegeseitenstreifen in den Barsteder Meeden. Auf Vermittlung durch die Ökologische NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF) hat die Gemeinde dem NABU-Woldenhof die Wegeseitenstreifen unbefestigter Wege verpachtet und damit die Verwertung des Aufwuchses ermöglicht. Ein in Ostfriesland derzeit einmaliges Beispiel der Zusammenarbeit. Damit werden tradierte Nutzungsmodelle dieser Randstreifen neu belebt. Das klima- und biodiversitätsschädliche Mulchen wird dadurch überflüssig und eine Abfuhr ohne Behandlung des Mahdgutes als Müll zulässig.

 

Bevor der NABU-Woldenhof mit der diesjährigen Mahd der Wegeseitenstreifen startete, warfen nun Bürgermeister Johann Börgmann, Bauamtsleiterin Annette Lang, Tatjana Arlt als Vertreterin der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreis Aurich, Uwe Betten als Geschäftsführer des NABU-Woldenhofs und der Leiter der ÖNSOF, Michael Steven, einen Blick auf den Zustand und die Entwicklung der Wegeseitenstreifen. Erfreut konnten sie sich davon überzeugen, dass sich mit der Dauer des neuen Pflegeregimes die Artenvielfalt und das Blütenangebot erhöhte. Positiv gewertet wurde gleichzeitig die Reduktion der aufgewachsenen Biomassemenge als Indiz für eine zunehmende Aushagerung der Standorte.

 

Die ÖNSOF hatte erst jüngst für eine stärkere Wertschätzung der Wegeseitenstreifen in Ostfriesland geworben. Sie könnten wieder zu wertvollen Blühstreifen für  Insekten und damit Bestandteil eines Biotopverbundnetzes werden, wenn eine Abkehr vom Mulchen und die Wiedereinführung einer Mahd mit Abfuhr des Mahdgutes erfolgen würde. „Durch die Mahd wird die durch Stäube und Aerosole erfolgende stetige Nährstoffanreicherung gestoppt und auf Dauer wieder zurückgefahren“, ist Michael Steven, Leiter der ÖNSOF überzeugt. Auch die Keimung von blühenden Kräutern sowie die wichtige Entwicklung von Insekten werde durch die Ernte und Abfuhr des Pflanzenaufwuchses in dem Wiesenvogelbrutgebiet gefördert.

 

Die Zusammenarbeit der ÖNSOF mit der Gemeinde Ihlow in den Barsteder Meeden hatte sich sukzessive bei der Optimierung dieses überregional bedeutsamen Wiesenvogellebensraumes in den vergangenen Jahren entwickelt. „Die Gemeinde engagiert sich mit ihrem Bauhof seit dem Jahr 2015 bei den Bemühungen seitens des Landkreises Aurich und der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland um die Wiederherstellung und Pflege der für die Wiesenvögel so wichtigen Offenlandschaft im Meedengebiet.“ betonte Annette Lang, Bauamtsleiterin der Gemeinde Ihlow. Um Alternativen zum zuvor üblichen Mulchen zu entwickeln, gab die Gemeinde bereits im Jahr 2017 grünes Licht für die Durchführung von Mähgutübertragungsverfahren auf ausgewählten Abschnitten von Wegeseitenstreifen. Hierdurch sollte Saat von standorttypischen, aber zuvor verschwundenen Blütenpflanzen wieder in die Wegeseitenstreifen gelangen. Mit Erfolg, wie Erfolgskontrollen anhand von Vegetationsaufnahmen der ÖNSOF belegen.

 

Angetan von den Ergebnissen der Zusammenarbeit zeigte sich Bürgermeister Johann Börgmann: „Es ist beeindruckend, wie durch eine geänderte Unterhaltung in Verbindung mit Mähgutübertragungen nachhaltige Effekte erzielt werden.“ Dies sei ermutigend und rege zu einer Ausweitung dieser Verfahren an, so Börgmann. Nicht überall sei aber eine Verpachtung der Wegeseitenstreifen an landwirtschaftliche Betriebe mit Verwertung des Mahdgutes in der Tierhaltung geeignet, gab der Ihlower Bürgermeister weiter zu bedenken. Tatjana Arlt, Untere Naturschutzbehörde, regte an, in den Gemeinden die Überlegungen für alternative Unterhaltungskonzepte auszuweiten und in Zusammenarbeit mit anderen Unterhaltungsträgern zusätzliche Verwertungsmöglichkeiten für die abzuschöpfende Biomasse zu entwickeln. Der Landkreis Aurich werde entsprechende Bemühungen unterstützen.

 

 

 

Hintergrund:

Die Ökologische NABU-Station Ostfriesland unterstützt die Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden bei Aufgaben der Vor-Ort-Gebietsbetreuung von Schutzgebieten. Für diese Arbeit wird der NABU Niedersachsen als Träger der Ökologischen Station durch das Land Niedersachsen gefördert. Grundlage der Förderung ist seit dem Jahr 2018 eine Kooperationsvereinbarung mit den Landkreisen bzw. der Stadt Emden sowie die einvernehmliche Abstimmung der Arbeitspläne. Der Sitz der Ökologischen NABU-Station befindet sich in 26624 Südbrookmerland OT Wiegboldsbur.

 

Beschriftungsvorschläge für beigefügte Fotos:

 

Foto 1: v.l.n.r. Annette Lang (Bauamtsleiterin Gemeinde Ihlow), Johann Börgmann (Bürgermeister Gemeinde Ihlow), Michael Steven (Leiter Ökologische NABU-Station Ostfriesland), Uwe Betten (Geschäftsführer NABU-Woldenhof) und Tatjana Arlt (Untere Naturschutzbehörde) nahmen die Wegeseitenstreifen und die angelaufenen Pflegearbeiten in den Barsteder Meeden in Augenschein.

 

Foto 2: Bürgermeister Johann Börgmann (v.l.) sah sich den in den Wegeseitenstreifen der Barsteder Meeden neu angesiedelten Klappertopf gemeinsam mit Uwe Betten (Geschäftsführer NABU-Woldenhof), Tatjana Arlt (Untere Naturschutzbehörde) und Michael Steven (Leiter Ökologische NABU-Station Ostfriesland) genauer an. Es fehlt auf dem Bild Annette Lang (Bauamtsleiterin).

 

Für Rückfragen:

 

Michael Steven, Leiter Ökologische NABU-Station Ostfriesland, Tel.: 0172-5146633, E-Mail: michael.steven@NABU-Station-Ostfriesland.de

 

 

 

Meldung vom 26.08.2020