Ihlow-Barstede. – Weidehaltung ist auch in Ostfriesland immer mehr auf dem Rückzug – zum Leidwesen von Landwirten, Naturschützern und Tourismus. Das Landvolk, die Untere Naturschutzbehörde des Landkreis Aurich und die Ökologische NABU-Station Ostfriesland wollen daher jetzt mit einer Abfrage bei Weidehaltern den Weg für eine Trendänderung einleiten. Betriebe, die Weidetiere in eine Pensionstierhaltung abgeben möchten, sollen mit aufnehmenden Betrieben zusammengebracht werden. Gesammelt werden auch Anregungen, wie Weidehalter auf den verschiedensten Wegen unterstützt werden könnten. Bei einem Ortstermin in den Barsteder Meeden besichtigten sie eine Pensionstierhaltung des NABU-Woldenhof und diskutierten, welche Vorteile und Potentiale die verstärkte Kooperation von Betrieben bietet.
Für den NABU-Woldenhof entwickelte sich die Pensionstierhaltung in den letzten Jahren als neues Geschäftsmodell, so der für den Betriebszweig Landwirtschaft verantwortlicher Geschäftsführer des NABU-Hofes in Wiegboldsbur, Uwe Betten. „Für die von uns bewirtschafteten Naturschutzflächen ist Beweidung das Beste was passieren kann. Wir hatten zuvor aber nicht genug Winterstallkapazität für die Ausweitung der Beweidung mit eigenen Tieren.“ Durch persönliche Kontakte hätten dann erste Milchviehbetriebe das Angebot angenommen, ihr Jungvieh oder Kühe während der Zeit abzugeben, in der sie für die Milchproduktion keine Bedeutung haben. Das hatte sich offenbar herumgesprochen, denn die Nachfrage sei in den letzten Jahren stetig gestiegen, erläuterte Uwe Betten.
Christian Kramer, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreis Aurich, sieht im Zusammenbringen von Tiere abgebenden und aufnehmenden landwirtschaftlichen Betrieben eine Chance, den Trend zum Rückgang der Weidehaltung etwas zu mildern und insbesondere in den Vogelschutzgebieten wieder mehr Weidehaltung zu bekommen. „Weidehaltung ist ein Schlüsselfaktor für das Erreichen der Ziele in den Vogelschutzgebieten, insbesondere im Wiesenvogelschutz.“ ist Kramer überzeugt. Auch Hartwig Frühling vom Landvolk Aurich sieht die Vorteile. Ausgelöst worden sei die verstärkte Nachfrage durch die Düngeverordnung, denn die ausgelagerten nicht in der Produktion stehenden Tiere würden auf diese Weise die betriebliche Düngebilanz nicht belasten. Zudem entlaste die vorübergehende Auslagerung der Tiere die Betriebsinhaber arbeitsökonomisch beträchtlich.
Gemeinsam soll nun eine von der Ökologischen
NABU-Station Ostfriesland vorbereitete Befragung der Landwirte durchgeführt werden. „Wir wollen herausfinden, welche Betriebe Interesse an der Abgabe oder der Aufnahme von Tieren haben und wie
Weidehaltung wieder attraktiver gemacht werden kann.“ betonte Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station. Mit den aus der Abfrage
abgeleiteten Vorschlägen wolle man dann gemeinsam an das Landwirtschafts- und Umweltministerium herantreten, so Michael Steven weiter.
Die Ökologische NABU-Station Ostfriesland unterstützt die Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden bei Aufgaben der Vor-Ort-Gebietsbetreuung von Schutzgebieten. Für diese Arbeit wird der NABU Niedersachsen als Träger der Ökologischen Station durch das Land Niedersachsen gefördert. Grundlage der Förderung ist seit dem Jahr 2018 eine Kooperationsvereinbarung mit den Landkreisen bzw. der Stadt Emden sowie einvernehmlich abgestimmte Arbeitspläne.