2. Moor-Aktionswoche vom 16.1.-21.1.2023

2.1.2023. - Nicht nur über Klima- und Artenschutz reden, sondern handeln. Mit diesem guten Vorsatz können sich NaturfreundInnen nun an der zweiten „Moor-Aktionswoche“ beteiligen, die in der Zeit vom 16. – 21. Januar 2023 stattfinden wird. Noch immer begeistert von der Resonanz bei der ersten derartigen Aktionswoche im Januar 2022, hat die Ökologische NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF) auch für die erneute Moor-Aktionswoche wieder zahlreiche dem Schutz der Moore und der darin lebenden Tier- und Pflanzenwelt dienende Maßnahmen vorbereitet. Unter dem Motto „6 Moor – 6 Ziele – 6 Tage“ können sich ehrenamtliche Helfer und Helferinnen für ein oder mehr Tage bei Pflegearbeiten in dem lange unterschätzten Lebensraum Moor einfinden.

„Die Moor-Aktionswoche ist keine Effekthascherei, sondern durchaus körperliche Arbeit und hat einen ernsten Hintergrund.“ betont Michael Steven, Leiter der ÖNSOF. Mit jeder der sechs Einzelaktionen werde eine für die lokale biologische Vielfalt besonders bedeutende Maßnahme in Angriff genommen, die ohne die Mobilisierung der freiwilligen helfenden Hände nicht durchführbar wäre. Die Bündelung in einer Aktionswoche habe bei der erstmaligen Durchführung eine sehr motivierende Wirkung auf alle TeilnehmerInnen gehabt. „Man hat richtig gesehen, dass wir durch die gemeinsame Aktion eine ordentliche Schlagkraft bekommen haben und etwas bewirken konnten.“ so Michael Steven weiter.

Gleichzeitig soll mit der Moor-Aktionswoche aber auch darauf aufmerksam gemacht werden, dass der Klimaschutz durch den Schutz natürlicher Lebensräume in der öffentlichen Diskussion viel zu kurz komme. Durch die verschiedenen Maßnahmen solle auf den großen Handlungsbedarf für einen zusammen gedachten Klima- und Artenschutz hingewiesen werden. „Kaum jemand macht sich eine Vorstellung davon, in welchem Ausmaß die Vernachlässigung der Instandsetzung der Moore zu einem fortwährenden Ausströmen klimarelevanter Gase aus den entwässerten Torfkörpern führt.“ bedauert Michael Steven. „Selbst in den Schutzgebieten gibt es noch viel Nachholbedarf bei der Wiedervernässung sowie der Rücknahme von die Torfentwässerung und -zersetzung noch beschleunigenden Gehölzen.“

Antreiber und Auslöser zur Planung der Moor-Aktionswoche war erneut der gebürtige Auricher Cornelius Dellwisch. Wie im Vorjahr bot er der ÖNSOF eine Woche seines Jahresurlaubs für die Übernahme von Pflegearbeiten an – gegebenenfalls auch ohne Unterstützung weiterer HelferInnen. Damit es dazu aber nicht kommen muss, hoffen die ÖNSOF und der die Aktionswoche unterstützende NABU Ostfriesland auf eine erneut rege Beteiligung.

Stattfinden sollen die Aktionen in Mooren, die auf dem Gebiet von Holtriem, Aurich, Friedeburg und Dunum liegen. Sie sind Bestandteil der von der ÖNSOF betreuten Schutzgebiete und die Maßnahmen wurden mit den Unteren Naturschutzbehörden abgestimmt. Die einzelnen Aktionen mit ihren Zielsetzungen werden auf der Homepage der ÖNSOF vorgestellt (www.NABU-Station-Ostfriesland.de). Alle InteressentInnen sind zur Teilnahme willkommen, zur besseren Planbarkeit und zur Bekanntgabe von Treffpunkten und Uhrzeit ist aber eine Anmeldung erforderlich (info@NABU-Station-Ostfriesland.de).  Angemeldete Personen bekommen dann weitere Informationen (besondere Hinweise, Treffpunkte, Planänderungen im Ablauf etc.).

16.01.2023: NSG Ewiges Meer
Zur Förderung des Vogel des Jahres 2023 (Braunkehlchen) sollen Maßnahmen zur Optimierung dessen Lebensraum durchgeführt werden. Zu diesem Zweck ist in der Nachbarschaft zu vorhandenen Brutvorkommen des Braunkehlchens die Rücknahme von Gehölzen geplant, um den Siedlungsraum der dortigen Population zu erweitern. Das Schnittgut soll ortsnah zum Bau von Reptilienquartieren verwendet werden.

17.01.2023: NSG Brockzeteler Moor

In der Nachbarschaft einer der wertvollen Schmetterlingswiese im Eigentum des NABU sollen Maßnahmen zur Förderung der gefährdeten Arten durchgeführt werden. Reste der alten Torfbank und einige Torfstichen sind zugewachsen, so dass auch hier Gehölze zurücknehmende Arbeiten vorgesehen sind. In einer Teilfläche soll auf Empfehlung eines Schmetterlingsexperten die Vegetationsdecke abgeplaggt werden, um dort eine spezielle Lebensraumsituation für das Sonnentau-Federchen zu fördern. Dieser Kleinschmetterling hat dort das einzige aus Ostfriesland bekannte Vorkommen und es ist auf das Vorkommen von Sonnentau als Raupen-Nahrungspflanze angewiesen. Aber auch für weitere Moorschmetterlinge, Kreuzottern und Moorfrösche soll der Lebensraum verbessert bzw. wieder vergrößert werden.

18.01.2023: NSG Kollrunger Moor 

Inmitten eines großen nicht abgetorften Bereichs mit Grünland befindet sich eine teilabgetorfte Fläche, in dem sich ein wertvoller FFH-Lebensraumtyp (Übergangsmoor, LRT 7140 mit Moosbeeren-, Rosmarinheide- und Torfmoospolstern) befindet. Dieser ist in den letzten Jahren stark von Gehölzen überwachsen worden. Er soll daher im Rahmen der Aktion schonend freigestellt werden, damit er als Lebensraum für seltene Schmetterlinge und die Bekassine erhalten bleibt. 

19.01.2023: LSG Osteregelser Moor

Auf einer Moorfläche, deren zuvor noch private Eigentumsanteile in 2022 für den Naturschutz erworben werden konnten, sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass im nächsten Sommer Erdarbeiten zur Instandsetzung verfallener Moordämme und Staueinrichtungen vorgenommen werden können. Hier sollen Lebensräume für Bekassine, Kreuzotter und seltene Schmetterlinge entwickelt werden.

20.01.2023: LSG Osteregelser Moor

Es sollen Pflegearbeiten in einem vegetationskundlich wertvollen Bereich durchgeführt werden. Außerdem sollen Vorbereitungen zur Einbeziehung von Moorbereichen in eine zeitweise Beweidung getroffen werden. Daher wird hier angestrebt, die Trasse für die künftige Zaunführung vorzubereiten. Auch Resttorfbänke und Moorkolke sollen mit freigestellt werden. Hierdurch sollen Laichmöglichkeiten für Moorfrösche geschaffen, Sonnenplätze für Kreuzottern und Eidechsen gefördert sowie zugleich auch den Baumpieper fördernde Waldlichtungen entwickelt werden.

21.01.2023: NSG Ewiges Meer

In einen für Schmetterlinge sehr wertvollen Moorbereich sind beschleunigt durch die zurückliegenden Dürrejahre Gehölze vorgedrungen. Diese müssen daher gefällt werden, so dass dadurch der offene Moorbereich gefördert wird. Zu Profiteuren der Maßnahmen werden auch die Bekassine, Braunkehlchen, Neuntöter und Kreuzotter werden. Das Schnittgut soll später im Jahr im Zuge weiterer geplanter Pflegearbeiten mit gehäckselt werden. Daher ist ein Transport des Schnittgutes in Wegnähe erforderlich. Auch der Bau eines Reptilienquartieres aus dem Stammholz und einem Teil des Reisig ist geplant.

Nach sechs Einsatztagen in fünf verschiedenen Moorgebieten konnte eine sehr positive Bilanz der Moor-Aktionswoche 2023 gezogen werden. Über 40 TeilnehmerInnen beteiligten sich an einem oder mehreren Tagen an den Biotoppflegeeinsätzen. Zusammen wurden in der Woche mehr als 450 Arbeitsstunden ehrenamlich für den Biotop-, Arten- und Klimaschutz geleistet. Allen Beteiligten sagen wir herzlichen Dank für die Mithilfe und den Eigentümern der Moorflächen für die Zustimmung zur und Mitwirkung an der Moor-Aktionswoche! Es hat Spaß gemacht und es konnten zahlreiche neue Bekanntschaften geschlossen und alte aufgefrischt werden.