Kiebitzkartierung in Ostfriesland

Ehrenamtliche schaffen Grundlage für weitere Kooperation mit Landwirten

Zur Mithilfe bei einer nahezu ostfrieslandweiten Bestandserfassung des Kiebitzes im kommenden Frühjahr hatte die Ökologische NABU-Station Ostfriesland Ornithologen und Naturfreunde am 1. März 2018 in die Räumlichkeiten der Tourist-Info am Großen Meer zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. 25 Mitwirkende erschienen dort und konnten ihre Kartierunterlagen in Empfang nehmen. Insgesamt haben sich bislang 40 Kiebitzfans gemeldet, die die Kartierung unterstützen werden. Die Kartierung soll unter anderem verbesserten Artenschutzmaßnahmen für den Kiebitz den Weg ebnen.


Naturschützer beklagen den Niedergang der Kiebitzbestände nicht nur in Ostfriesland seit langem. Wurden noch zu Kaisers Zeiten jedes Frühjahr hunderte von Kiebitzeier als regionaltypischer Gruß und Delikatesse an Bismarck und Co. gesandt, lösen die stetig sinkenden Bestandszahlen aus Gebieten mit Bestandserfassungen heute Besorgnis aus.

 

Ein beträchtlicher Anteil der Bestände kommt nach wie vor auch außerhalb der Vogelschutzgebiete vor. Die zur Verfügung stehenden Instrumentarien zur Förderung der Kiebitze zum Beispiel durch mit Landwirten vereinbarte Agrarumweltmaßnahmen greifen dort aber noch zu wenig oder sind bislang noch gar nicht möglich. Auslöser für Überlegungen zu neuen Konzepten war ein Fachvortrag in der bei der Ostfriesischen Landschaft angesiedelten Arbeitsgruppe „Kooperation Landwirtschaft und Naturschutz in Ostfriesland“: Dabei wurden den anwesenden Landwirten und Naturschützern Erfahrungen des Michael-Otto-Instituts im NABU (MOIN) mit neuen Ansätzen der Förderung des Kiebitzes in anderen Regionen Deutschlands vorgestellt. Diese weckten ein großes gemeinschaftliches Interesse, diese Maßnahmen auch auf Ackerflächen in Ostfriesland zur Anwendung bringen zu können.

 

Das Prinzip der Maßnahmen ist dabei eigentlich ganz einfach: Für besonders nasse Ackerstellen mit Besiedlungstradition durch Kiebitze werden gegen finanziellen Ausgleich freiwillige Vereinbarungen mit den Landwirten über die Einrichtung von so genannten „Kiebitzfenstern“ geschlossen. Dabei handelt es sich um zumeist nur 0,5 bis 1 ha große Ackerbereiche, die im Frühjahr nicht bestellt werden. Gelege und Küken kommen dabei auf diesen Flächen nicht zu Schaden und für diese Küken sowie Küken aus Nachgelegen des Umlandes bestehen dort den Erfolgskontrollen zur Folge überdurchschnittlich günstige Chancen auch flügge zu werden.  

 

Ziel soll es nun sein, eine effizient wirkende und an die Verhältnisse in Ostfriesland angepasste Maßnahme zu entwickeln und zu erproben, die dann später in ausgewählten Gebietskulissen als Agrarumweltmaßnahme als Teil der Agrarförderung vorgeschlagen werden soll. Als erster Schritt ist dafür die Kenntnis der in Ostfriesland noch vorhandenen Kiebitzvorkommen erforderlich. Geplant wird die Bestandserfassung im Jahr 2018 vor allem für die Landkreise Aurich und Wittmund sowie das Stadtgebiet von Emden.

 

Die Sorge von Landwirten, die Bestandserfassungen könnten neue Schutzgebietsforderungen auslösen, hält Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland, für unbegründet. „Wir wollen viel mehr Instrumente entwickeln, mit denen wir gemeinsam mit den Landwirten etwas zur Erhaltung dieses Charaktervogels von Ostfriesland beitragen können.“ so Michael Steven. Landwirte, Jäger oder auch Angler seien auch eingeladen, sich an der Kartierung zu beteiligen.

 

Eine ganze Reihe von ehrenamtlichen Kartierern hätten ihrer Bereitschaft zur Mitarbeit bereits bei der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland gemeldet, teilte Michael Steven weiter mit. „Wir könnten aber noch einige weitere Helfer gebrauchen.“ betonte der Diplom-Biologe. „Da wir die Mitwirkenden je nach Erfahrungsgrad schulen, bedarf es eigentlich keiner besonderen Vorkenntnisse.“ Mitwirken könne jeder, der in der ersten Aprilhälfte und ersten Maihälfte jeweils einige Tage bei geeignetem Wetter zu opfern bereit sei, ein Fernglas bedienen könne und ein Fahrzeug zur Verfügung habe. Aber auch weniger mobile Kiebitzfans könnten mitmachen, weil auch die Bildung von zweier Teams Sinn machen könne. Wer sich an der Bestandserfassung beteiligen möchte, wird von der Ökologischen NABU-Station um eine Mitteilung per Email an michael.steven(at)NABU-Station-Ostfriesland.de oder durch Anruf (04942- 6566925, Anrufbeantworter!) gebeten.

 

Ermöglicht wird die Organisation der Bestandserfassung durch die Ökologische NABU-Station Ostfriesland durch eine bereits 2016 begonnene Förderung des NABU Niedersachsen als Träger der Ökologischen Station für die Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörden bei Aufgaben der Vor-Ort-Gebietsbetreuung von Schutzgebieten durch das Land Niedersachsen. Grundlage der Förderung ist eine Kooperationsvereinbarung, die zwischen dem NABU Niedersachsen und den Landkreisen Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden geschlossen wurde. Die Arbeitspläne der Ökologischen Station werden einvernehmlich abgestimmt.