Kooperation für die Schutzgebietsbetreuung

Gemeinsam für mehr Natur- und Artenschutz in Ostfriesland

19.12.2017. Eine jüngst mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung begründete Zusammenarbeit zwischen den Landkreisen Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden mit dem NABU Niedersachsen zur Vor-Ort-Betreuung von Schutzgebieten wurde jetzt von Vertretern der Landkreise, der Stadt Emden sowie des NABU Niedersachsen der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie ist eine der wesentlichen Grundlagen für die Fortsetzung des Betriebs der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland. Mit der Kooperationsvereinbarung ist der Weg für eine zunächst vierjährige 100%-Förderung des Landes Niedersachsen geebnet worden.

 

Die Förderung der vom NABU Niedersachen betriebenen Ökologischen Station beginne am 1. Januar 2018, teilte der Vorsitzende des NABU Niedersachsen, Dr. Holger Buschmann, auf dem NABU-Woldenhof mit. Sie knüpfe an die zurückliegende 2-jährige Erprobungs- und Entwicklungsphase an, in der das Betreuungskonzept entwickelt und abgestimmt, erste Vorhaben bearbeitet und Fördermittel beantragt werden konnten. Der NABU-Vorsitzende bedankte sich bei den Landkreisen für die Bereitschaft zur Kooperation.

Dr. Frank Puchert, Erster Kreisrat des Landkreis Aurich, hob hervor, dass ein Dank für die Kooperation gar nicht notwendig sei. Vor dem Hintergrund der rechtlichen Verpflichtungen zur Verbesserung der Erhaltungszustände der NATURA 2000-Gebiete hätten die Landkreise auch spürbare Vorteile von der Kooperation. Durch die Kooperation werde es leichter, die Herausforderungen zu bewältigen. Auch der Landkreis Wittmund begrüßt die Kooperation ausdrücklich. Der Erste Kreisrat Hans Hinrichs betonte: "Es ist gut, dass es hier zu kreisübergreifenden
Ansätzen bei der Betreuung von Schutzgebieten kommt. Dadurch ist, so meinen wir, eine einheitliche Linie bei der Pflege möglich, aber auch eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit direkt vor Ort, die den Bürger mitnimmt." Hartmut Fresemann als Fachdienstleiter Umwelt der Stadt Emden ergänzte, er erhoffe sich, dass jetzt für die ausgewiesenen Schutzgebiete durch diese Kooperation zwischen den Naturschutzbehörden und dem NABU eine bessere Entwicklung ermöglicht werde. „Gemeinsam werden alle Beteiligten daran arbeiten, die Ziele der Schutzgebietsverordnungen zu erreichen.“ Holger Buschmann stellte heraus: „Wichtig ist, dass die Ökologische Station  über die Bemühungen des Landkreise hinaus, die dadurch nicht ersetzt werden sollen, dazu beitragen wird, den Herausforderungen des regionalen Naturschutzes zum Erhalt der biologischen Vielfalt vor Ort gerechter zu werden. Das Insektensterben macht deutlich, wie dringend und elementar diese Arbeit ist. Die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Behörden und Verbänden ist dabei von ganz entscheidender Bedeutung“, ergänzte Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen.

 

Einblicke in das breite Spektrum der Aufgaben der Gebietsbetreuung gab Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland mit Sitz am Woldenhof in Wiegboldsbur.

 

Zum Betreuungsgebiet gehören in den drei beteiligten Landkreisen rund 30.000 ha, die sich im Wesentlichen auf fünf Vogelschutzgebiete, fünf FFH-Gebiete, sechs Naturschutzgebiete und dazwischen liegende Landschaftsschutzgebiete verteilen. Zu den aufgrund ihrer Größe und Ausstattung mit Arten und Lebensraumtypen bedeutendsten Gebieten zählen die Ostfriesischen Meere, die Krummhörn und die Moorgebiete um das Ewige Meer.

 

Ziel der Arbeit der Ökologischen Station sei es, so Michael Steven, Gestaltungsspielräume für die Verbesserung der Lebensbedingungen für bedrohte Tier- und Pflanzenarten und der Erhaltungszustände besonders bedeutsamer Lebensraumtypen zu finden und zu erschließen. Dafür greifen Bestandserfassungen, Konzeptentwicklung, Gespräche mit Eigentümern und Bewirtschaftern sowie Jagdberechtigten, Beantragung von Fördermitteln, die Durchführung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen und deren Erfolgskontrolle eng ineinander. Inhaltliche Schwerpunkte waren bislang die Entwicklung von dem Schutz von Wiesen- und Küstenvogelarten dienende Maßnahmen, Bestandserfassungen von einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfenden Tier- und Pflanzenarten der Hochmoore sowie Maßnahmen zur Förderung von sehr seltenen Lebensraumtypen, für die aus europäischer Sicht eine besondere Verantwortung in Ostfriesland liegt. Angegangen werden die vielfältigen Aufgaben in wechselnden Konstellationen durch Zusammenarbeit mit verschiedenen Nutzer- und Naturschutzgruppen sowie durch die Einbindung ehrenamtlicher Mitarbeiter etwa bei der Durchführung von Bestandserfassungen und praktischen Naturschutzarbeiten.

 

Angegangen werden die Aufgaben mit zurzeit drei Mitarbeiter sowie zwei Mitarbeiter im Bundesfreiwilligendienst.

 

Hintergrund

 

Die Förderung von Ökologischen Stationen durch das Umweltministerium des Landes Niedersachsen fußt auf einem ausgefeilten landesweiten Konzept, das die Vor-Ort-Betreuung von Schutzgebieten in Ergänzung zu weiteren bestehenden Einrichtungen wie den Naturschutzstationen ausweiten soll. Damit sollen zusätzliche Möglichkeiten geschaffen werden, die Erhaltungszustände der Schutzgüter in den Schutzgebieten des europäischen NATURA 2000-Netzes sowie in den Naturschutzgebieten zu verbessern. Die Ökologischen Stationen ersetzen andere Einrichtungen der Gebietsbetreuung nicht, sondern sie sollen vor allem Lücken im Betreuungsnetz schließen. Das landesweite Konzept fand Eingang in die „Grundsätze der Vor-Ort-Betreuung von Schutzgebieten in Niedersachsen“, die wiederum die Grundlage für die Förderung Ökologischer Stationen darstellen.

 

Die Beschlüsse zur Bereitstellung der Fördermittel für die Ökologischen Stationen durch das Land Niedersachsen ab dem Jahr 2018 erfolgten bereits zu Zeiten der Vorgänger-Landesregierung mit Zustimmung der damaligen Opposition. Die Förderung der Ökologischen Stationen wird durch die jetzt neu gebildete Landesregierung fortgesetzt und ihre Ausweitung ist erklärtes Ziel der Koalitionsvereinbarung.

 

Der NABU Niedersachsen betreibt mit der Ökologischen NABU-Station Oste-Region und der Ökologischen NABU-Station Aller-Oker zwei weitere Einrichtungen der Gebietsbetreuung in Niedersachsen, an zwei weiteren, dem Naturschutzring Dümmer und der Biologischen Station Haseniederung, ist er beteiligt.

Das Betreuungsgebiet umfasst ca. 30000 ha in den Landkreisen Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden.
Das Betreuungsgebiet umfasst ca. 30000 ha in den Landkreisen Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden.