Wiesenvögel Freepsumer Meer: Trendwende geschafft?

Akteure aus Rundem Tisch informieren sich bei Ortstermin

Freepsumer Meer, Wiesenvogellebensraum
„Besichtigung des Wiesenvogellebensraums im Freepsumer Meer: v.l.n.r. Hanne Loewer, Ina Droll-Dannemann, Fritz Harders, Heiko Ringena, Jan Koopmann, Matthias Bergmann, Hiske de Buhr.“ (Bildautor: Michael Steven /ÖNSOF)

Freepsum. – Für viele Jahre kannte die Bestandsentwicklung von Uferschnepfe, Kiebitz und Rotschenkel im Bereich des Freepsumer Meeres nur eine Richtung: nach unten. Doch der negative Trend scheint durch die jüngsten Schutzbemühungen gebrochen, stellten Teilnehmer des Runden Tisches „Freepsumer Meer“ bei einem gemeinsamen Ortstermin fest. Bereits zum zweiten Mal in Folge stieg der Bestand wieder an und auch der Bruterfolg gibt Anlass zu Optimismus.

 

Seit Langem ist das Gebiet des Freepsumer Meeres als bedeutendes Wiesenvogelbrutgebiet bekannt. Belastbare Bestandsdaten gibt es allerdings erstmals aus dem Jahr 2009: 20 Brutpaare der Uferschnepfe, 30 Kiebitzpaare und 16 Rotschenkelpaare waren dort auf einer 128 Hektar großen Fläche kartiert worden. Nur sieben Jahre später konnte die Ökologische NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF) nicht einmal mehr die Hälfte des zuvor festgestellten Bestandes nachweisen.

 

„Diese dramatische Entwicklung war Auslöser für eine Ursachenanalyse, die schließlich zur Gründung des Runden Tisches „Freepsumer Meer“ führte“, erläuterte   der Mitbegründer und Organisator, Landwirt Heiko Ringena. Akteure des Runden Tisches „Freepsumer Meer“ sind neben Landwirten auch Jäger, der Entwässerungsverband, die Gemeinde Krummhörn als größte Flächeneigentümerin, die Untere Naturschutzbehörde und die ÖNSOF.

 

Die am Runden Tisch vereinbarten Gegenmaßnahmen kamen ab 2017 nach und nach zur Umsetzung: Die Pachtverträge für die gemeindeeigenen Kompensationsflächen wurden auf mehr Beweidung und mehr Flexibilität ausgerichtet, die verschilften Gräben geräumt und regelmäßig gepflegt, Fressfeinde anlockende Gehölze entfernt, einzelne Grüppen im Frühjahr angestaut und die Bejagung auf Beutegreifer wie den Fuchs verstärkt. Schließlich wurde ab 2020 auf einem Areal von etwa 16 Hektar auch ein Gelege- und Kükenschutzzaun errichtet, durch den insbesondere der Fuchs vom Eindringen in die Brutgebiete abgehalten werden soll.

 

Nachdem die Wiesenvogelbestände im Jahr 2018 mit nur noch fünf Uferschnepfenpaaren ihren Tiefpunkt erreicht hatten, konnten die Ornithologen der ÖNSOF nun das zweite Jahr in Folge belegen, dass die Anstrengungen nicht umsonst waren: „Wir haben zu Brutbeginn elf Paare Uferschnepfen festgestellt, zur Zeit des Flüggewerdens der Küken waren es sogar 13 Paare.“ berichtete Hiske de Buhr jüngst bei einem Ortstermin mit Akteuren des Runden Tisches. Die Bestandszunahme im Laufe der Brutsaison sei auf den außerordentlich guten Bruterfolg in diesem Jahr sowie den Zuzug von Küken führenden Paaren aus dem Umland zurückzuführen. Ab einem Bruterfolg von im langjährigen Durchschnitt 0,6 flügge werdenden Jungvögeln pro Brutpaar gehen die Fachleute von einem den Bestand erhaltenden Bruterfolg aus, ergänzte Michael Steven, Leiter der ÖNSOF. Dass der Uferschnepfe bei dem Ortstermin besonderes Augenmerk zukam, liegt an der besonders hohen Verantwortung der Region für das Überleben der vom Aussterben bedrohten Art. Die Uferschnepfe stellt eine Leitart für die Schutzbemühungen dar.

 

„Die lange Anwesenheit von Brutpaaren mit Küken zeigt uns, dass ein deutlich überdurchschnittlicher Anteil Paare Bruterfolg hatte und diese zudem überwiegend mehrere Jungvögel flügge bekommen.“ erläuterte Hiske de Buhr. Bemerkenswert sei dabei, dass mit mindestens sieben Paaren der überwiegende Teil innerhalb des eingezäunten Areals gebrütet hat. „Ein sehr gutes Ergebnis“, kommentierte Matthias Bergmann den Bruterfolg. Matthias Bergmann ist vom NABU beauftragter Projektleiter für das von EU, Land Niedersachsen und Landkreis Aurich geförderte EELA-Wiesenvogelschutzprojekt. Zudem ist er Organisator des Gelege- und Kükenschutzzaunes. Auch der für Aufbau, Wartung und Abbau des Zaunes zuständige Groß Midlumer Landwirt Jan Koopmann ist zufrieden, dass sich sein Aufwand gelohnt hat: „Das ist schon eine Menge Arbeit. Ein Mal pro Woche musste die Zauntrasse zur Sicherstellung der Stromführung im Zaun freigeschnitten werden.“

 

„Es freut uns als Gemeinde, dass die Maßnahmen Erfolg zeigen und wir auf einem guten Weg sind,“ betonte Ina Droll-Dannemann als zuständige Fachbereichsleiterin bei der Gemeinde Krummhörn. Den Blick nach vorne richtet Hanne Loewer, Mitarbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreis Aurich: „Wir sind auch mit Blick auf die Wirksamkeit des Schutzzaunes gespannt, ob sich der positive Trend so fortsetzt. Es gibt jedoch auch noch Potenzial für Lebensraumverbesserungen.“ Einig waren sich alle Beteiligten, dass es weitergehen soll mit dem Runden Tisch und den Schutzbemühungen.

 

Hintergrund

Die Ökologische NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF) unterstützt die Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Aurich und Wittmund sowie der Stadt Emden bei Aufgaben der Vor-Ort-Gebietsbetreuung von Schutzgebieten. Das Freepsumer Meer ist Bestandteil des Vogelschutzgebietes V04 „Krummhörn“ und liegt damit in der Gebietskulisse für die Schutzgebietsbetreuung. Für diese Arbeit wird der NABU Niedersachsen als Träger der Ökologischen Station durch das Land Niedersachsen gefördert. Grundlage der Förderung ist seit dem Jahr 2018 eine Kooperationsvereinbarung mit den Landkreisen bzw. der Stadt Emden sowie eine einvernehmliche Abstimmung der Arbeitspläne. Der Sitz der Ökologischen Station befindet sich in Wiegboldsbur.

 

Die Maßnahme der Errichtung von Gelege- und Kükenschutzzäunen ist Bestandteil des Projektes „Maßnahmen des Wiesenvogelschutzes in den zum Landkreis Aurich zählenden Teiles des Vogelschutzgebietes V04 Krummhörn und V09 Ostfriesische Meere“. Das Projekt mit den darin entwickelten Maßnahmen ging aus der Arbeit der Schutzgebietsbetreuung hervor und die für das Freepsumer Meer vorgesehenen Maßnahmen wurden im Runden Tisch „Freepsumer Meer“ abgestimmt. Das Projekt wird in Trägerschaft des NABU Niedersachsen durchgeführt und im Rahmen der niedersächsischen Förderrichtlinie „Erhalt und Entwicklung von Lebensräumen und Arten (EELA)“durch die EU, das Land Niedersachsen sowie dem Landkreis Aurich gefördert. Mit der Projektleitung wurde das von Matthias Bergmann betriebene Büro für Ökologie und Landschaftsplanung beauftragt. 

 

 

 

Für Rückfragen:

 

Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland, Tel.: 0172-5146633, E-Mail: Michael.Steven@NABU-Station-Ostfriesland.de

 

Meldung vom 05.07.2021